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„Der Luthereffekt“: Frauen im Protestantismus

07.03.17

Die Reformation veränderte das Verhältnis von Frauen und Religion grundsätzlich, aber auch im Protestantismus war Gleichstellung ein jahrhundertelanger Prozess, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Dabei spielten Frauen in der Verbreitung der Reformation von Anfang an eine wichtige Rolle. Das Deutsche Historische Museum zeigt in der Ausstellung „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“ vom 12. April bis 5. November 2017 im Martin-Gropius-Bau, Berlin auch die Geschichte von Frauen in den weltweiten protestantischen Strömungen von ihren Anfängen bis heute.

Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts mischte sich Ursula Weyda in theologische Debatten ein – mit durchschlagendem Erfolg. Ihre reformatorischen Flugschriften lösten einen Sturm von Reaktionen aus und führten zu hitzigen Debatten, ob sich Frauen überhaupt zu theologischen Fragestellungen äußern dürfen oder nicht. Die Ausstellung präsentiert eine originale Streitschrift von Ursula Weyda sowie die Repliken, die sie provozierte.

Anna Nitschmann (1715-60) übernahm schon als junge Frau wichtige seelsorgerliche und organisatorische Aufgaben in der Herrnhuter Gemeine, sie reiste in missionarischer Funktion durch Deutschland, Niederlande, Amerika, England, Livland, Frankreich, Schweiz und war dabei besonders als Seelsorgerin von Mädchen und Frauen tätig. Sowohl die Herrnhuter als auch die Quäker erlaubten Frauen von Anfang an das Predigen. Ein Miniaturenbild aus dem Bestand des Herrnhuter Schwesternhauses zeigt in der Ausstellung das bewegte Leben der Predigerin.

Die schwedische Königin Ulrika Eleonora d. Ä. (1656–1693) war eng mit den lutherischen Theologen Christian Scriver und Philipp Jacop Spener befreundet und war eine der Leitfiguren der pietistischen Zirkel in Schweden, zu denen auch Maria Aurora von Königsmarck gehörte. Deren Zusammenkünfte wurden von der lutherischen Orthodoxie als Bedrohung der religiösen und sozialen Ordnung gewertet und kurz nach dem Tod der Königin verboten. Ein Porträt der Königin von David Koch zeigt sie in „Der Luthereffekt“ in pietistischer Meditation.

In Korea war die protestantische Missionierung Ende des 19. Jahrhunderts mit einer deutlichen Aufwertung von Frauen verbunden. Die Bibel spielte in der Mission Koreas eine große Rolle, sie zu lesen war ein Grundpfeiler der religiösen Praxis. Weibliche Kolporteure, die über das Land reisten und die Bibel an Frauen verkauften, brachten ihnen oft auch das Lesen bei. Bereits 1886 wurde die Missionsschule für Frauen, Ewha Haktang, in Seoul gegründet, aus der später die Ewha Womans University entstand, eine der wichtigsten Universitäten Koreas.

In der Ausstellung „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“ erzählt das Deutsche Historische Museum die weltumspannende Wirkungsgeschichte des Protestantismus, von seiner Entstehung im Europa des 16. Jahrhunderts über seine Entwicklungen auf vier Kontinenten bis heute. Die Ausstellung „Der Luthereffekt“ thematisiert die globale Vielfalt und die Ausprägungen des Protestantismus in Schweden, den USA, Korea und Tansania, aber auch sein Konfliktpotenzial zwischen Kulturen und Religionen.

„Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“ ist eine der Nationalen Sonderausstellungen im Reformationsjahr 2017 und wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband unterstützt die Ausstellung als Hauptsponsor. Die Nationalen Sonderausstellungen stehen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.

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