Die Ausstellung

Luther! 95 Schätze – 95 Menschen

Wo könnte man Martin Luther näher sein als am zentralen Ursprungsort der Reformation?

Zum Reformationsjubiläum 2017 steht die kleine Stadt an der Elbe abermals im Zentrum der Weltöffentlichkeit. Im September 1508 kam Martin Luther als Augustinermönch zum ersten Mal nach Wittenberg, an den Ort, der über 35 Jahre seine wichtigste Wirkungsstätte werden sollte. Hier hielt er Vorlesungen vor Studenten aus ganz Europa, hier entstanden die Schriften, die die Welt veränderten. Und vor allem fand hier am 31. Oktober 1517 der weltberühmte Thesenanschlag statt, mit dem Martin Luther die Reformation auslöste.

Wo alles seinen Anfang nahm

Über 35 Jahre war das Lutherhaus der Lebens- und Wirkungsort des Reformators. Das Haus mit der Lutherstube, dem authentischen Ort von Luthers Tischgesprächen, ist heute das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt. Im Vordergebäude des Lutherhauses, dem Augusteum, einem der besterhaltenen Universitätsgebäude Deutschlands aus dem 16. Jahrhundert, präsentiert die Nationale Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ auf einer Fläche von über 1.200 Quadratmetern – in eindrucksvollen Räumen wie dem Bibliotheks- und Fürstensaal – persönliche Gegenstände Luthers sowie authentische Objekte aus der Reformationszeit und ihrer Wirkungsgeschichte. 

95 Schätze: Auf den Spuren eines mutigen Menschen

Im Fokus des ersten Teils der Ausstellung steht das zentrale Ereignis des Jubiläums: Luthers Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517. Die Ausstellung begleitet den jungen Luther auf seinem Weg zu seinem reformatorischen Durchbruch und lenkt den Blick auf die historischen und persönlichen Momente, die diese wirkmächtige Handlung vorbereiteten. Fast jede Epoche hat dem Mythos Luther ihren eigenen Stempel aufgedrückt, ihn als Vordenker der jeweiligen Gegenwart gesehen und eigene Vorstellungen auf ihn übertragen. Versucht man jedoch, die Geschichte statt von ihren Folgen von ihren Wurzeln her zu verstehen, kann man dem Menschen Luther nahe kommen, indem man diese Schichten nach und nach abträgt. Welche Einflüsse und Umstände haben ihn zu dem Menschen gemacht, der die Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte und damit die Reformation in Gang brachte? Woher rührte sein prophetisches Selbstbewusstsein? 

 

Zu den Exponaten gehören unter anderem ein zeitgenössischer Plakatdruck der 95 Thesen sowie der handschriftliche Brief, den Luther am 31. Oktober 1517 an seinen geistlichen Dienstherren, Kardinal Albrecht von Brandenburg, richtete. Mit der in beiden Dokumenten formulierten Kritik am Ablasshandel läutete Luther die Reformation ein. Archäologische Funde von bleiernen Drucklettern aus Wittenberg zusammen mit gedruckten Büchern aus Luthers Bibliothek zeigen die Bedeutung der Universitätsstadt Wittenberg als Ausgangspunkt einer medialen Revolution. Das eigenhändige Testament Martin Luthers von 1542 ermöglicht nicht nur einen Einblick in sein privates Umfeld und seine finanziellen Verhältnisse sondern auch in seine durchaus berechtigte Sorge um die wirtschaftliche Existenz seiner Familie nach seinem Tod. Zu sehen ist ferner ein hölzerner Schreibkasten, den Luther bei seinen letzten Reisen mitgeführt haben soll. Dieser weist ihn als unermüdlichen Vielschreiber aus, der selbst unterwegs ständig zur Feder gegriffen hat. Einen weiteren Höhepunkt bildet Luthers private Bibel, mit der er 1530 auf der Veste Coburg arbeitete und die mit eigenhändigen Einträgen übersät ist. Sie stammt aus Privatbesitz und galt über 300 Jahre als verschollen.  

95 Menschen: 500 Jahre voller Wirkungsgeschichten

Unabhängig von Glaubensrichtung oder Weltanschauung beziehen sich Menschen aus aller Welt bis heute auf Luthers Erbe. Der zweite Teil der Nationalen Sonderausstellung stellt „95 Menschen“ mit ihrer jeweiligen persönlichen Beziehung zu Martin Luther und seinem Werk vor.

Viele Zeitgenossen wie auch spätere Generationen wurden von ihm angesprochen, provoziert oder begeistert. Viele beriefen sich auf ihn: Revolutionäre, Aufklärer, Nationalisten – und viele setzten sich mit ihm auseinander in Literatur, Musik, Kunst, Philosophie und Politik. Luthers Persönlichkeit, sein Leben und Werk sind seit 500 Jahren Anregung und Aufregung. Die Auswahl der Personen ist auf keine Epoche begrenzt: Es werden Persönlichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert vorgestellt, die in der einen oder anderen Weise von Martin Luther beeinflusst wurden, nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. 

 

Aber was ist so spannend an Martin Luther? Seine Sprachkraft, wie die Schriftstellerin Ricarda Huch meinte? Sein furchtloser Glaube, wie Kaiser Wilhelm II. behauptete? Oder nichts außer seinem Charakter, wie der Johann Wolfgang von Goethe spottete? Spannend an Luther ist auf jeden Fall, dass er über Jahrhunderte hinweg immer wieder Menschen interessiert. In den letzten 500 Jahren hat er Menschen bewegt wie kaum ein anderer. Liberale und Konservative, Linke und Rechte haben Luther für sich in Anspruch genommen. Luthers Ethik brachte Märtyrer hervor, allerdings auch Unterdrücker. Er fand sowohl Gegner als auch Bewunderer. In der Ausstellung steht die Gegensätzlichkeit der Menschen, die sich auf Luther berufen, im Mittelpunkt – von u.a. Karl May, Astrid Lindgren, Thomas Mann über Martin Luther King zu Edward Snowden und Steve Jobs. Er wurde bekämpft und bewundert. Er hat inspiriert und provoziert, er hat berührt und abgestoßen – nur kalt gelassen hat er niemanden. Das wirft die Frage auf, was Luther uns heute noch bedeuten kann. Die „95 Menschen“ wollen auch Sie einladen, einen Zugang zu ihm zu finden.  

„Der Mönch war´s!“ – Die Nationale Sonderausstellung zum Mitmachen

Die Nationale Sonderausstellung zum Mitmachen: „Der Mönch war’s!“  lädt zu einer spannenden Zeitreise ins spätmittelalterliche Wittenberg des 31. Oktober 1517 ein. Begleitet werden die Besucherinnen und Besucher von Tölpel, einem Hund, dessen Name, den ihm Luther selbst verliehen hat, verschleiert, dass er weitaus klüger als gedacht ist. Die Stadt ist klein, die Wege sind nicht weit. Und dennoch ereignet sich viel zwischen Kloster, Markt, Universität, Schlosskirche, Stadttor und Garten. Was auf den ersten Blick wie ein herkömmlicher Tag in der kursächsischen Residenzstadt wirkt – ein Tag, an dem die Meisten ihren üblichen Tätigkeiten nachgehen –, erweist sich als spürbar anders. Gleich wem man lauscht, sei es dem mit dem berühmten Maler Lucas Cranach plaudernden Barbier Peter Beskendorf, den auf dem Markt versammelten Bauern, den vor der Schule herumlungernden Kindern, dem in der Kutsche vorbeifahrenden Kurfürsten, den zu Pferde in die Welt hinaus eilenden Postboten oder Tölpel höchst persönlich: Es ist eindeutig etwas im Busch.

 

Was dieses »Etwas« sein könnte, erfahren die Besucherinnen und Besucher über acht zum Mitmachen einladende Stationen. Mittels Klang, Geruch, Bild, Sprache, Musik und Erzählung schaffen die hier in Szene gesetzten Momente ein vielschichtiges, stimmungsvolles, sehr persönliches Bild des Mönches Martin Luther und den Ereignissen des 31. Oktober 1517, die die Welt bewegen sollten. 

 

Jeder der acht Schauplätze lädt zu einer unterschiedlichen Art der Partizipation ein. Dabei werden mehrere Altersgruppen und Lerntypen angesprochen. Je nach Vorliebe kann man etwa Thesen stempeln und anschlagen, sich als Kurfürst verkleiden, in einem Hörsaal sich über zentrale Themen der Reformation informieren, auf einem Postbotenpferd Richtung Magdeburg reiten oder Luthers Ängste und Hoffnungen hautnah miterleben.